Medizinisches Cannabis gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung – auch in Deutschland. Es wird als alternative oder ergänzende Therapie bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt und bietet Patienten oft eine neue Perspektive, wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen. Doch was genau ist medizinisches Cannabis, wie wirkt es, und welche gesetzlichen Regelungen gelten?

Was ist medizinisches Cannabis?

Medizinisches Cannabis wird aus der Cannabispflanze gewonnen und enthält Wirkstoffe wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). THC ist psychoaktiv und beeinflusst das zentrale Nervensystem, während CBD keine berauschende Wirkung hat, aber entzündungshemmend und entspannend wirken kann.

Je nach Zusammensetzung und Dosis kann medizinisches Cannabis in verschiedenen Formen verabreicht werden – als getrocknete Blüten zum Inhalieren, als Öl oder in Form von Kapseln und Extrakten.

Medizinische Anwendungsgebiete

Cannabis wird in der Medizin vor allem zur Linderung von Symptomen eingesetzt, nicht zur Heilung. Zu den häufigsten Indikationen gehören:

  • Chronische Schmerzen, insbesondere bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose
  • Spastiken (z. B. bei MS oder Querschnittslähmung)
  • Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bei HIV/AIDS oder Krebs
  • Epilepsie, besonders therapieresistente Formen
  • Angststörungen und Schlafprobleme (in Einzelfällen)

Die Wirkung ist individuell sehr unterschiedlich, weshalb die Therapie engmaschig ärztlich begleitet werden muss.

Gesetzliche Regelungen in Deutschland

Seit März 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen legal. Ärztinnen und Ärzte dürfen es verschreiben, wenn:

  1. eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt,
  2. andere Therapieoptionen nicht ausreichend wirksam waren oder nicht vertragen wurden,
  3. eine Aussicht auf Besserung der Symptome besteht.

Die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist möglich, muss aber im Vorfeld genehmigt werden.

Patienten dürfen medizinisches Cannabis nicht selbst anbauen – es muss über Apotheken bezogen werden. Der Anbau erfolgt in Deutschland unter staatlicher Kontrolle oder durch Importe aus Ländern wie Kanada oder den Niederlanden.

Risiken und Nebenwirkungen

Wie jedes Medikament kann auch medizinisches Cannabis Nebenwirkungen haben. Dazu zählen:

  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Mundtrockenheit
  • Psychische Effekte (z. B. Angst oder Halluzinationen bei hoher THC-Dosis)

Besondere Vorsicht gilt bei Jugendlichen, Schwangeren sowie Personen mit psychiatrischen Vorerkrankungen.

Fazit

Medizinisches Cannabis stellt für viele Patienten eine wertvolle Therapieoption dar – besonders dann, wenn andere Medikamente nicht ausreichend helfen. Die Forschung auf diesem Gebiet entwickelt sich stetig weiter, und das öffentliche sowie medizinische Interesse wächst. Dennoch bleibt eine ärztlich kontrollierte Anwendung unerlässlich, um Wirkung und Risiken im Gleichgewicht zu halten.